Whiskey Lullaby by Liliana Hart

Whiskey Lullaby by Liliana Hart

Autor:Liliana Hart [Hart, Liliana]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: 7th Press


* * *

Wir kamen etwa fünf Minuten vor der Zeit in der Kirche an. Es hatte wieder angefangen zu regnen, aber statt des Platzregens nieselte es jetzt nur. Statt Baumwollshorts und Top hatte ich einen kurzen Jeansrock und ein rosa Stretch-Top angezogen, vielleicht nicht die ideale Garderobe für einen Kirchenbesuch, aber zumindest berührte kein Stoff meine zahlreichen Kratzer und Prellungen, dafür sollte Gott eigentlich Verständnis haben.

»Ist dir schon einmal aufgefallen, wie unheimlich leere Kirchen sind?«, fragte Nick.

»Jetzt, wo du es sagst.«

Die gothische Kathedrale war eine Sehenswürdigkeit in Whiskey Bayou. Ihre Strebebögen und Gewölbe konnten selbst die schlimmsten Sünder so einschüchtern, dass sie auf leisen Sohlen durch die Tür gingen. Da ich jeden Moment mit herabsausenden Fledermäusen rechnete, ließ ich Nick vorgehen.

Die Kirche war leer, als wir sie betraten; mir wurde mulmig, als wir durch das Mittelschiff zum Altar gingen und im Gebälk ein leises Knarren und Ächzen zu hören war. Meine Stimme hallte, als ich im leeren Raum nach Herrn Mooney rief.

»Vielleicht hat er es sich anders überlegt«, sagte Nick. »Er sagte, er glaube, er würde abgehört. Es wird ihm doch wohl nichts passiert sein?« Wir gingen durch die Gänge und zur nördlichen Empore, um zu sehen, ob er nicht doch da war.

»Nein. Vielleicht steht er bloß im Stau. Ihr Frauen macht euch immer grundlos Sorgen.« Nick stemmte die Hände in die Hüften und unter seiner Windjacke konnte ich seine Pistole sehen.

»Du trägst in der Kirche eine Pistole«, flüsterte ich und schaute mich um, ob wir vielleicht vom Blitz getroffen würden.

»Mein Schatz, die einzigen Orte, wo ich keine Pistole trage, sind im Bett und unter der Dusche. Du wirst das in nicht allzu langer Zeit selbst sehen können.« Nick zwinkerte mir zu und ich sah ihn im Geiste vor mir, wie er nass und nackt die Pistole hielt. Seine nicht gerade leise Andeutung zeigte Wirkung. Meine Körpertemperatur ging steil nach oben, als Nick pfeifend wegging. Zum Glück war ich nicht katholisch, sonst müsste ich noch beichten, dass ich in einer Kirche unreine Gedanken hatte.

»Wo gehst du hin?«, fragte ich und musste laufen, um ihn bei seinen großen Schritten einzuholen.

»Ich schaue noch in der Krypta und auf dem Friedhof nach und dann bring ich dich nach Hause und zieh dir die knappen Shorts von vorhin wieder an.« »Ich hab die nicht angezogen, um dich anzumachen«, sagte ich entrüstet. »Ich hatte die an, weil sie bequem waren.« »Auf jeden Fall wurden meine Jeans entschieden unbequemer, als du sie angezogen hast. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Schenkel.« »Sollen wir dann auf dem Heimweg bei Kentucky Fried Chicken anhalten?« »Sehr witzig, Addison.« Nick stieß die schwere Tür zur Krypta auf, von der aus es zum Friedhof hinter der Kirche ging.

»Da ist er bestimmt nicht drin«, sagte ich und wich zurück. »Warum schaust du nicht dort nach, ich gehe außen herum und wir treffen uns auf dem Friedhof?« »Was ist schon dabei? Du hast doch sicher keine Angst vor Leichen.« »Natürlich nicht«, sagte ich beleidigt. In Wahrheit hatte ich einen Horror davor, in einem großen Betonraum von Leichen umgeben zu sein.



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